Ökumenischer Gottesdienst und Kranzniederlegung zum Volkstrauertag

Anlässlich des heutigen Volkstrauertages sprach unsere Vorsitzende Kirsten Willenbücher für die Gemeinde Seeheim-Jugenheim im Rahmen des ökumenischen Gottesdienstes sprechen und legte anschließend den Kranz am Denkmal für die Weltkriegsopfer in Jugenheim nieder. „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Angehörige der christlichen Gemeinden und aller Glaubensgemeinschaften, Vertreter der Kirchen, des Arbeitskreises Frieden, des VDKs und der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, liebe Mitwirkende und in diesem Jahr auch ganz besonders: liebe Konfis, liebe Gäste, im Namen der Gemeinde Seeheim-Jugenheim darf auch ich Sie begrüßen an diesem 19. November 2023. Bundesweit werden an diesem stillen Feiertag in Städten und Gemeinden Kränze niedergelegt und Fahnen an öffentlichen Plätzen und Gebäuden auf Halbmast gehisst, um der Toten der Weltkriege zu mahnen und ihrer zu gedenken. Wir richten den Blick auf die Toten, um die wir trauern. Und wir richten den Blick zu diesem Anlass auf den Frieden, für den wir uns einsetzen müssen. Heute mehr denn je. Denn unser Erinnern hat im vergangenen Jahr durch den Krieg in der Ukraine eine dramatische und für uns alle sichtbare, und im Wortsinne erfahr- und spürbare Aktualisierung erfahren: Krieg war zurückgekehrt auf europäischen Boden. Noch immer geht das Kämpfen und Sterben weiter, ein Ende ist nicht abzusehen. Und am 7. Oktober dieses Jahres wurde Israel von der Terror-Organisation Hamas überfallen; zeitgleich drangen hunderte Terroristen aus dem Gaza-Streifen in das Grenzgebiet nach Israel ein, überfielen Dörfer und Kibbuzim, hunderte Menschen starben an diesem Tag, bis heute sind es tausende auf beiden Seiten. Ein Ende ist nicht abzusehen. Wenn über Jahrzehnte die Friedensordnung für die Menschen in West- und Mitteleuropa als selbstverständlich galt und selbst die Balkankriege in den 1990er Jahren unsere tradierten friedenspolitischen Gewissheiten und Debatten kaum in Frage stellten, so müssen wir heute die Frage nach den Voraussetzungen für ein Ende von Kampfhandlungen und für die Schaffung einer nachhaltigen Friedensordnung umso dringender stellen. Wir – das sind Regierende, Politiker, Diplomaten, Militärs und Verhandler auf unterschiedlichen Ebenen. Aber das sind auch wir alle. Dabei ist das schwierig mit dem Frieden: Soll der Klügere ‚um des lieben Friedens willen‘ immer nachgeben zugunsten eines Friedens, der letztlich doch keiner ist? Soll der, der aus bester Absicht mit dem guten Beispiel einer Abrüstung vorangeht, der sein, der von dem weniger Wohlwollenden umso einfacher niedergerungen werden kann? Wie gehen wir um mit einem Frieden, für den wir vielleicht sogar mit militärischen Mitteln kämpfen müssen, weil allein guter Wille den notorischen Aggressor nicht bewegt?  Allein an diesen wenigen Fragen sehen wir: Ein Einziger, der sich – aus welchen Motiven heraus auch immer – nicht in eine Friedensordnung einfügen will, kann die Welt um sich herum zum Einsturz bringen. „Ist Gottes Friedensreich eine Demokratie?“ – so lautet das Thema unseres heutigen Gottesdienstes.  Nun, ein weltliches Friedensreich – im kleinen wie im großen – wird mit Sicherheit eines sein, in dem alle, die dazu gehören, nicht nur die ihr oder ihm aus einem demokratischen System zustehenden Rechte in Anspruch nehmen; sondern eines, in dem wir alle uns daran erinnern, dass Demokratie gleichermaßen Verpflichtung ist, nämlich Verpflichtung, für diese selbst einzustehen. Und wenn wir als Volk (um diesen Teil des Begriffs „Volkstrauertag“ auch verwenden zu wollen), wenn wir also das demokratische Recht auf die Wahrnehmung solcher demokratischer Pflicht einfordern und wahrnehmen, so tut jeder das Seine für den Frieden.“